Die Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach stützt sich auf 1.046 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre. Sie zeigt, dass 94 Prozent der deutschen Bevölkerung wissen, dass es homöopathische Arzneimittel gibt. 60 Prozent haben sogar bereits homöopathische Arzneimittel genutzt. .51 Prozent der Befragten halten die Homöopathie für teilweise wirksam, 23 Prozent generell für erfolgreich und nur 14 Prozent für völlig unwirksam.
Insgesamt wird die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel von den Befragten differenziert eingeschätzt. 23 Prozent der Bevölkerung sind ohne Einschränkung von der Wirksamkeit überzeugt, 51 Prozent halten homöopathische Arzneimittel teilweise für wirksam und teilweise für nicht wirksam. 14 Prozent erachten sie als wirkungslos.
Etwas anders schätzen diejenigen die generelle Wirksamkeit ein, die homöopathische Mittel schon eingesetzt haben: Hier sind 35 Prozent ohne Einschränkung von ihrer Wirksamkeit überzeugt, während 55 Prozent differenzieren und sie teilweise als wirksam und teilweise als wenig wirksam bewerten. Von den Anwendern homöopathischer Arzneimittel sind nur 9 Prozent von der Wirkungslosigkeit überzeugt.
Allerdings zeigt die Allensbach-Umfrage auch, dass das Vertrauen in die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel leicht rückläufig ist. War 2014 noch 32 Prozent der Bevölkerung von der Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel überzeugt, sind es aktuell nur noch 23 Prozent. Dafür ist die Zahl derer, die die Homöopathie für komplett wirkungslos halten, zurückgegangen. Nachdem dieser Prozentsatz zwischen 2009 und 2020 zunahm, ist er nun wieder rückläufig. Die Zahl derer, die ein differenziertes Bild der Wirksamkeit haben, ist dafür seit 2009 von 45 Prozent auf 51 Prozent gestiegen.
In Hinblick auf persönlich gemachte Erfahrungen mit homöopathischen Arzneimitteln ziehen 36 Prozent ohne Einschränkung eine positive Bilanz, lediglich 13 Prozent eine negative. 43 Prozent berichten, dass die Arzneien ihnen „nicht immer geholfen“ hätten. Insgesamt sind geschlechtsspezifische Unterschiede zu beobachten: 41 Prozent der Verwenderinnen ziehen eine positive Bilanz, dagegen nur 28 Prozent der männlichen Verwender. Eine uneingeschränkt negative Bilanz ziehen nur 10 Prozent der Frauen, 17 Prozent der Männer.
Es haben sich deutliche Unterschiede zwischen West und Ost wie auch generell zwischen Männern und Frauen gezeigt. In Westdeutschland haben 63 Prozent der Bevölkerung Erfahrungen mit homöopathischen Arzneimitteln, in Ostdeutschland 44 Prozent. Frauen verwenden Homöopathie häufiger als Männer. Während jeder zweite Mann homöopathische Arzneimittel bereits einmal eingenommen hat, haben diese 69 Prozent der Frauen getan. Darüber hinaus verwenden die schwächeren sozialen Schichten deutlich seltener homöopathische Arzneimittel, was damit zu tun haben kann, dass diese überwiegend selber bezahlt werden müssen.
Der in der jüngsten Vergangenheit politisch vorgebrachten Kritik an den Satzungsleistungen für homöopathische Arzneien, also Erstattungen, die Krankenkassen freiwillig zu den gesetzlich festgeschriebenen Leistungen gewähren können, stimmen nur 20 Prozent der Bevölkerung zu. 48 Prozent sprechen sich hingegen dafür aus, die Kosten zu erstatten. 32 Prozent der Bevölkerung haben in dieser Frage keine klare Position. Auch hier zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede 40 Prozent der Männer, 56 Prozent der Frauen halten es für richtig, wenn Krankenkassen die Kosten für homöopathische Arzneimittel erstatten. 67 Prozent der Bevölkerung sprechen sich auch klar gegen ein Verkaufsverbot von homöopathischen Arzneimitteln aus. Nur 19 Prozent würden es befürworten. Der Rest ist in der Frage unentschieden.
Auch wenn die Homöopathie nach wie vor ein gutes Image in der Bevölkerung hat, wachsen gewisse Vorbehalte. Allerdings wurde im Rahmen der Umfrage nicht nach der Einschätzung gegenüber der Homöopathie alleine, sondern naturheilkundlichen Verfahren allgemein gefragt. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Einschätzung, dass es auf diesem Gebiet viele Scharlatane gibt und die Verfahren insbesondere bei schwerwiegenden Erkrankungen nicht helfen, zugenommen hat. Vor gut 20 Jahren waren 54 Prozent der Bevölkerung überzeugt, dass es auf dem Gebiet der Naturheilkunde viele Pfuscher und Scharlatane gibt, jetzt glauben dies 66 Prozent. Die Überzeugung, dass solche Verfahren bei schweren Krankheiten nicht helfen, ist von 39 auf 51 Prozent angestiegen und die Skepsis, dass bei vielen dieser Heilmittel die Wirkung generell zweifelhaft ist, von 28 auf 46 Prozent.
Allerdings glauben immerhin 44 Prozent der Befragten auch, dass die Naturheilkunde Patienten geholfen hat, denen die konventionelle Medizin nicht helfen konnte. 63 Prozent finden, dass die komplementären Verfahren „sanfter“ sind und weniger Nebenwirkungen haben. Knapp die Hälfte der Befragten, nämlich 48 Prozent, bewertet es als positiv, dass „der ganze Mensch gesehen wird, nicht nur die Krankheit“. Nur 24 % glauben, dass man nur bei Ärzten der klassischen Medizin sicher sein kann, dass sie gut und umfassend ausgebildet sind.
Die Homöopathie ist nach wie vor eine beliebte Methode, die viele Anwender hat. Insgesamt scheinen die Kampagnen der Homöopathie-Gegner und die einseitige und überwiegend negative Berichterstattung in den Medien dazu geführt zu haben, dass die Angst vor Scharlatanen in diesem Umfeld und eine gewisse Unsicherheit gewachsen sind. Trotzdem ist das Vertrauen in die Homöopathie in der deutschen Bevölkerung weiterhin groß.
Für alle Behandler*innen und auch Berufsverbände zeigt die Umfrage aber, wie wichtig Qualitätsmanagement ist, um dem Misstrauen gegen mögliche Scharlatane zu begegnen. Auch wenn solche Fälle ausgesprochen selten sind, vermittelt die Berichterstattung über die Einzelfälle doch ein verzerrtes Bild. Umso wichtiger ist es, Qualitätsstandards einzuhalten und die Patienten davon zu überzeugen, dass sie in den Händen von homöopathisch und naturheilkundlich arbeitenden Kolleg*innen gut und sicher aufgehoben sind.