24. Oktober 2018

Uni Tübingen bekommt Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin

Die grün-schwarze Landesregierung Baden-Württemberg hat am Dienstag in seiner Kabinettssitzung beschlossen, dass an der Universität Tübingen ein Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin eingerichtet werden soll. Die Komplementärmedizin sieht sich dabei als Ergänzung zur Schuldmedizin. Viele Bereiche sind allerdings noch nicht oder nur teilweise erforscht. Mit dem neuen Lehrstuhl soll sich dies zukünftig ändern.

Bunte leere Stühle in einem Hörsaal

Baden-Württemberg wird mit finanzieller Hilfe der Robert Bosch Stiftung den neuen Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin eröffnen. Das gaben die Landesregierung und die Robert Bosch Stiftung in einer Pressemeldung bekannt. Gegenüber der HeilpraktikerFakten-Redaktion bestätigte Michael Heim, Presse-Referent der Robert Bosch Stiftung, dass die finanzielle Unterstützung in den ersten fünf Jahren 1,8 Millionen Euro betragen wird. Anschließend wird das Land die langfristige Finanzierung sicherstellen. Der Sitz des Lehrstuhls wird derweilen in Stuttgart liegen.

Ministerpräsident Kretschmann zufrieden

Die Erschaffung eines Lehrstuhls war ein Versprechen aus dem grün-schwarzen Koalitionsvertrag. Zufrieden wirkte auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag bei der Regierungspressekonferenz in Stuttgart: „Wir wollen die wissenschaftliche Forschung auch universitär voranbringen, um langfristig alternative Heilmethoden in die medizinische Versorgung zu integrieren.“

Damit geht die Landesregierung einen wichtigen Schritt in Richtung Forschung, aber auch in Richtung der Menschen, die die Methoden der Naturheilkunde nutzen. Das sind nicht nur 47.000 praktizierenden Heilpraktiker in Deutschland, sondern vor allem die rund 128.000 Patienten, die sich täglich von ihnen behandeln lassen. Ähnlich sieht es Theresia Bauer, Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst: „Naturheilkunde und komplementäre Behandlungsmethoden werden von vielen Menschen ganz selbstverständlich genutzt, beispielsweise zur Ergänzung konventioneller Therapieangebote. Die neue Professur soll die Verfahren und Methoden der Naturheilkunde und der Integrativen Medizin wissenschaftsgeleitet erforschen und wird damit einen Beitrag leisten, Potenziale zu heben.“

Erfreut zeigt sich auch Ulrich Sümper, Präsident des Bund Deutscher Heilpraktiker (BDH): „Das ist ein wichtiger Schritt für die Naturheilkunde in Deutschland. Es gibt leider aktuell einige Kräfte, die die Komplementärmedizin in Deutschland in Misskredit bringen wollen und vor allem den Heilpraktikern die Arbeitsgrundlagen bewusst erschweren. Als Argument muss letztlich immer wieder die angeblich nicht bewiesene Wirkkraft der Naturheilkunde herhalten. Dabei gibt es natürlich entsprechende Studien, die die Erfahrungsheilkunde bestätigen, leider aber nicht in ausreichender Zahl und flächendeckend. Die Entscheidung der Landesregierung in Baden-Württemberg ist daher wegweisend. Wir sind gespannt, ob sich mit diesem Lehrstuhl die Forschung im Bereich der Natur- und Erfahrungsheilkunde dauerhaft im universitären Bereich verfestigt.“

Tumorforschung im Fokus

Mit dem neuen Lehrstuhl sollen Naturheilkunde und Integrative Medizin künftig fester Bestandteil des Studienangebotes an der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen werden. Am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus soll der Nutzen von gemeinsamen Therapien aus Naturheilkunde und Schulmedizin weiter erforscht werden und den Patienten zu Gute kommen. „Schon unser Stifter Robert Bosch verfolgte das Ziel, Schulmedizin und naturheilkundliche Verfahren in einer umfassenden Heilkunde zu vereinen“, sagt Prof. Dr. Joachim Rogall, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung.

Sogenannte sanfte oder natürliche Methoden können schwere Krankheiten wie etwa Krebs alleine nicht heilen. Wissenschaftliche Ergebnisse zeigen aber, dass sie häufig zu Therapieerfolgen beitragen, da sie den Patienten helfen, schulmedizinische Therapien gut zu überstehen. So können beispielsweise die teils schweren Nebenwirkungen einer Chemotherapie oder Bestrahlung gemindert und die Lebensqualität verbessert werden. Beispiele wissenschaftlich belegter Anwendungen sind Akupunktur, Akupressur oder auch Kneippsche Wickel. Die Entwicklung solcher maßgeschneiderten Therapien aus einer Kombination von Schul- und Komplementärmedizin, insbesondere für Tumorpatienten, ist das Ziel des neuen Lehrstuhls für Naturheilkunde und Integrative Medizin.

Ein Service des BDH