6. April 2018

Nach Scharlatan-Äußerung: Bund Deutscher Heilpraktiker lädt Windhorst zum Gespräch ein

Dr. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hat sich in einem Interview mit der Westfälischen Nachrichten äußerst kritisch über den Berufsstand der Heilpraktiker und insbesondere die naturheilkundliche Methode der Homöopathie geäußert. In diesem Zusammenhang hat er die praktizierenden Heilpraktiker als „Scharlatane“ bezeichnet. Gegenüber HeilpraktikerFakten bestätigte die Ärztekammer Westfalen-Lippe diese Aussagen. Heilpraktiker-Verbände weisen diese Anschuldigungen allerdings vehement zurück und fordern eine Entschuldigung. Mit einer Einladung zu einem persönlichen Gespräch, hofft der Bund Deutscher Heilpraktiker (BDH) die Diskussion wieder auf eine sachliche Ebene zu lenken.

Frau schreibt in ein Notizbuch

Heilpraktiker-Verbände kritisieren Windhorst scharf

Das Verhältnis zwischen Windhorst und den Heilpraktikern gilt in der Branche schon lange als angespannt. Mit seinen neusten Aussagen, wird ein alter Konflikt wieder angefacht:
„Ich bin der Meinung, man muss die Homöopathie von Patienten weghalten.“
„Wir dürfen die Homöopathie nicht in die Hände von Scharlatanen geben.“
Mit diesen Worten stellt Windhorst nicht nur den Naturheilkundeteilbereich Homöopathie in Frage, sondern greift damit die gesamte Heilpraktiker-Branche frontal an. Der Verband klassischer Homöopathen reagierte in einem offenen Brief mit großen Unverständnis auf die diffamierenden Aussagen:
„Ein Scharlatan ist laut Duden eine Person, die ‚bestimmte Fähigkeiten vortäuscht und andere damit hinters Licht führt‘. Somit unterstellen Sie den rund 47.000 in Deutschland praktizierenden Heilpraktikern nicht nur mangelndes Können, sondern auch noch betrügerische Absichten. Kann das wirklich Ihr Ernst sein?“
Diese Frage kann mit „Ja“ beantwortet werden, denn auf eine Nachfrage von HeilpraktikerFakten bestätigte die Ärztekammer Westfalen-Lippe die Richtigkeit der Aussagen.

Auch der BDH kritisiert den Ärztekammerpräsidenten in einer Presseinformation scharf:
„Dass ein Ärzte-Funktionär ohne tiefergehende homöopathische Kenntnisse seine eigenen Kollegen mit entsprechender Zusatzausbildung so brüskiert, ist schlimm genug. Dass er zudem den gesamten Berufsstand der Heilpraktiker in Deutschland als ‚Scharlatane‘ herabwürdigt, ist ungeheuerlich.
Damit spricht Ulrich Sümper, Präsident des BDH, einen wichtigen Punkt an. Windhorst selbst lehnt die Homöopathie nämlich strikt ab, aber falls sie einer ausüben dürfe, dann sollten dies nur Schulmedizinern tun und keine Heilpraktiker.

Fakt ist, dass Heilpraktiker, die homöopathisch arbeiten, meist eine umfassendere Ausbildung als Schulmediziner mit einem Homöopathie-Diplom haben. Die Homöopathieausbildung für Heilpraktiker der Stiftung Homöopathiezertifikat (SHZ) umfasst beispielsweise 1.250 Stunden Selbststudium, ca. 550 Stunden Präsenzunterricht und eine dreijährige Supervisionszeit. Ärzte benötigen für die Ausbildung zum Homöopathie-Diplom des Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) sechs Weiterbildungskurse mit insgesamt 240 Unterrichtsstunden sowie eine 300-stündige praktische Ausbildung in Form von Fallseminaren einschließlich Supervision. Anstatt der 300-stündigen praktischen Ausbildung kann auch eine 18-monatige Ausbildung in einer Praxis oder Klinik unter der Leitung eines vom DZVhÄ anerkannten Weiterbildungsbefugten für den Bereich Homöopathie absolviert werden. Zudem müssen 50 Krankheitsfälle selbstständig ausgearbeitet und zehn Krankheitsfälle aus der praktischen Tätigkeit präsentiert und schriftlich dokumentiert werden. Das Abschluss-Kolloquium beim zuständigen Landesverband bzw. seinen Ausbildungsleitern rundet die Ausbildung ab.

Windhorst lehnt BDH-Einladung zu einem persönlichen Gespräch vorerst ab

BDH-Präsident Ulrich Sümper hat den Ärztekammerchef aufgefordert sich von seinen herabwürdigenden Aussagen zu distanzieren. Um eine sachliche Diskussion rund um das Thema Naturheilkunde und Homöopathie voranzutreiben, ist Sümper um einen sachlichen Dialog und einen professionellen Austausch bemüht. Der BDH-Präsident lud Windhorst zu einem persönlichen Gespräch ein. Auf Nachfrage der HeilpraktikerFakten-Redaktion hat der Pressesprecher der Ärztekammer Westfalen-Lippe allerdings mitgeteilt, dass Windhorst ein persönliches Gespräch vorerst ausschließt. Grund dafür ist die Aussage von Sümper, dass Windhorst ein Ärzte-Funktionär ohne tiefgehende homöopathische Kenntnisse sei. Solange Sümper diese Meinung vertritt, sieht Windhorst in einem persönlichen Gespräch keinen Sinn. Sollte sich die Meinung allerdings ändern, wird Windhorst „keinem Gespräch aus dem Weg gehen“. Nach HeilpraktikerFakten-Informationen soll aus diesem Grund ein persönliches Gespräch aber nicht scheitern. Deswegen erneuerte Sümper auf Nachfrage die Einladung und würde Windhorst gerne in Warendorf begrüßen.

Ein Service des BDH