14. Mai 2018

Blutegel-Therapie: Studienlage beweist Wirksamkeit

Schon seit vielen Jahrhunderten dienen ab- und ausleitende Verfahren der Entgiftung und Reinigung des Körpers. Auch die Blutegel-Therapie ist eine solche Heilmethode, die z.B. zur Beeinflussung von Schmerzzuständen, zur Entlastung des Stoffwechsels sowie zur Stärkung und Harmonisierung des Immunsystems dient. Die Behandlung erfährt immer mehr Akzeptanz – auch aufgrund der Studienlage, die die Wirksamkeit der Therapie mit den medizinischen Ringelwürmern belegt. Zudem handelt es sich um ein sicheres Therapieverfahren, denn die Blutegel unterliegen hierzulande als Fertigarzneimittel strengen Qualitätsstandards und Hygienebestimmungen, die in Heilpraktikerpraxen eingehalten werden müssen.

Blutegel saugen sich an Haut fest.

Behandlungsverfahren mit Biss

Als eines der ältesten Verfahren der Medizingeschichte, dient die Blutegeltherapie seit mehreren Jahrhunderten vor allem der Behandlung von Schmerzzuständen. Das Sekret des Saugers zeigt gerinnungs-, entzündungs- und schmerzhemmende Effekte. Durch die Wirkstoffe des Speichels kann eine schnelle Hemmung der plasmatischen Blutgerinnung bewirkt werden. Auch eine antiinflammatorische Wirkung wird in Forschungsprojekten herausgearbeitet. Mit bis zu 100 Kalkzähnchen, die sich am Saugnapf des Körpers befinden, sägt sich der medizinische Egel in das Blutgefäß. Zu spüren ist aber meist nur ein kaum schmerzendes Stechen. Pro Anwendung werden circa vier bis sechs Blutegel für bis zu zwei Stunden auf das schmerzende Gewebe gesetzt.

Wirksamkeit in Blutegel-Studien belegt

Mehrere Studien haben bereits den Nutzen der Behandlung belegen können. So wurden die Werte z.B. bei Patienten mit Kniegelenk- oder Daumensattelgelenkarthrose verbessert. Eine dieser Studien, die unter Leitung von Andreas Michalsen, Professor an der Charité in Berlin, durchgeführt wurde, zeigt klare Resultate. Die Blutegel-Therapie half den Patienten mit Kniegelenksarthrose die Schmerzen zu lindern. Bei einer einzelnen Behandlung wurden vier bis sechs Blutegel an der zu behandelnden Stelle angewandt. Bei circa 80 Prozent der betroffenen Patienten sei bereits nach nur einer Anwendung positive Linderungen aufgefallen. Weitere Untersuchungen werden nun bei chronischen Rückenschmerzen eingeleitet.

Ein weitere Studie ist 2008 im Fachjournal „Acta orthophaedica“ von Dr. Stefan Andereya und seinen Kollegen vom Universitätsklinikum Aachen veröffentlich worden. 113 Patienten, die an der Studie teilnahmen, wurden in verschiedene Gruppen aufgeteilt. Die Kontrollgruppe erhielt eine Scheinbehandlung mit Blutegelattrappen. Nur die Gruppen, die der richtigen Therapie unterzogen wurden, verspürten in der gesamten Nachbeobachtungszeit eine deutliche Schmerzlinderung und eine bessere Beweglichkeit. Das Fazit der Studie: Die Blutegel-Therapie kann eine wirksame Behandlung zur schnellen Verringerung der Schmerzen bei Osteoarthritis des Knies sein.

Strenge Hygienevorschriften und Qualitätsstandards

Seit der 14. Novellierung des Arzneimittelgesetzes 2005 gelten medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) als zulassungspflichtige Fertigarzneimittel. Damit unterliegen die Zucht und der Vertrieb der Tierchen strengen Vorschriften und Regularien. Eine Leitlinie des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) legt Regelungen zur Sicherung der Qualität und Unbedenklichkeit fest, die sowohl Züchter und Vertreiber der Blutegel als auch Heilpraktiker und Ärzte als Anwender befolgen müssen. Aufgelistet sind unter anderem das Verbot der Wiederverwendung sowie die Aussetzung nach dem Gebrauch. Auch die Zucht bzw. die Herkunft wird kontrolliert und nur durch einen Zulassungsantrag durch das BfArM bewilligt. Viele Heilpraktikerschulen bieten zur Qualifizierung der Therapeuten Fortbildungskurse zur Behandlung mit Blutegeln an. Hierbei wird der Einsatz theoretisch erläutert und praktisch demonstriert und geübt.

Trotz steigender Anwenderzahlen gibt es nur sehr selten Nebenwirkungen. Die Blutegeltherapie ist bei hygienegerechter und sachkundiger Anwendung ein risikoarmes Verfahren mit hohem therapeutischem Nutzen.

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