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Die Ausbildung zum Heilpraktiker

Die meisten Menschen, die sich entscheiden, den Heilpraktikerberuf zu erlernen, haben bereits einen anderen Beruf ausgeübt und entscheiden sich im Erwachsenenalter aufgrund persönlicher Erfahrungen und Überzeugungen für diesen Berufsweg. Etwa ein Drittel von ihnen stammt aus einem der Gesundheitsberufe, also z. B. aus der Krankenpflege oder Physiotherapie. Die Ausbildungskosten müssen so gut wie immer komplett selbst finanziert werden; nur extrem selten gibt es finanzielle Unterstützungen durch z. B. BAföG. Tatsächlich erfordert es eine gehörige Portion Idealismus, Einsatzbereitschaft und Durchhaltevermögen, eine Heilpraktikerausbildung zu absolvieren. Es gibt zahlreiche Schulen mit unterschiedlichsten Ausbildungsangeboten.

Einzelheiten der Ausbildung – Aufbau, Dauer, Aufwand

Die Ausbildung zum Heilpraktiker kann je nach individuellen Voraussetzungen und Lerntempo absolviert werden – etwa als Vollzeit- oder Teilzeitausbildung, als Abend- oder Fernstudium. Auch ist es nicht verboten, zugleich aber ausdrücklich nicht empfehlenswert, sich die notwendigen Fähigkeiten autodidaktisch anzueignen. Denn unabhängig davon, in welchem Zeitraum und auf welche Weise jemand sich auf die Überprüfung vor dem Gesundheitsamt vorbereitet hat – alle müssen die gleichen strengen Anforderungen der überprüfenden Gesundheitsämter bzw. der Amtsärzte erfüllen.

Die Ausbildungsdetails variieren je nach Schule und individuellem Lernfortschritt. Viele Schulen bieten feste ein- bis dreijährige Kurse mit jeweils ein bis zwei Unterrichtstagen pro Woche an. Wer sich der Ausbildung in Vollzeit widmet oder bereits über medizinische Grundkenntnisse verfügt, kann mitunter die Ausbildung verkürzen.

Was eine solche Ausbildung kostet, variiert ebenfalls von Schule zu Schule und hängt von der Dauer der Ausbildung, den zusätzlich erworbenen Fachqualifikationen sowie vom individuellen Lerntempo des Einzelnen ab.

Auswahl der Schule

Um die richtige Schule auszuwählen und die Qualität der Schule einschätzen zu können, sollten angehende Heilpraktikeranwärter folgende Fragen für sich beantworten:

  • Seit wann bildet die Schule bereits erfolgreich Heilpraktiker aus?
  • Wie hoch ist die Erfolgsquote der Schüler dieser Schule bei der Heilpraktikerüberprüfung?
  • Stimmt das Curriculum der Schule mit den allgemeinen Anforderungen für die Heilpraktikerausbildung überein?
  • Unterscheidet sich das Studium nach Dauer, Intensität und Kosten wesentlich von dem vergleichbarer Heilpraktikerschulen?
  • Ist die Schule von einem der großen Heilpraktikerverbände zertifiziert bzw. kooperiert sie mit einem der großen Heilpraktikerverbände?
  • Gibt es in der Schule regelmäßige Audits / Qualitätskontrollen?
Mann macht Notizen

Zwei Säulen der Heilpraktikerausbildung – Medizin und heilpraktikertypische Verfahren

Heilpraktiker üben in ihren Praxen sehr unterschiedliche Diagnose- und Therapieverfahren aus. Meist werden mehrere Methoden kombiniert, um der jeweiligen Erkrankung sowie der Konstitution, Diathese und Situation der Patienten durch unterschiedliche Therapiemöglichkeiten spezifisch, ursächlich und umfassend begegnen zu können.

Unabhängig von dieser individuellen Auswahl therapeutischer Verfahren, basiert die Arbeit von Heilpraktikern auf den anerkannten medizinischen Grundlagen von Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie und Pathologie. Eine weitere Voraussetzung sind die Kenntnisse und Fähigkeit, die erforderlich sind, um durch Anamnese und klinische oder labortechnische Untersuchungen Krankheiten (auch schon im Frühstadium) sowie Notfälle sicher zu erkennen und letztere auch zuverlässig erstversorgen zu können. Das Kennen und Erkennen der juristischen und fachlichen Grenzen gehören ebenfalls in dieses Anforderungsprofil. Außerdem unverzichtbar ist fundiertes Wissen rund um Hygiene, Injektionstechnik oder Medizinprodukte. Diese Themen sind allesamt Inhalte der amtsärztlichen Überprüfung vor dem Gesundheitsamt.

Deshalb beruht die Ausbildung von Heilpraktikern auf zwei Säulen:

  • Ausbildung in medizinisch-wissenschaftlich anerkannten Themengebieten in Anlehnung an die Prüfungsrichtlinien zur Heilpraktikerüberprüfung, deren Bestehen zwingend notwendig ist für eine Erlaubniserteilung
  • Ausbildung in heilpraktikertypischen bzw. naturheilkundlichen Diagnose- und Therapieverfahren, deren Auswahl individuell zusammengestellt wird und die unerlässlich ist für die Behandlung in der späteren Praxis

Fort- und Weiterbildung

Nach Abschluss der Ausbildung und Bestehen der amtsärztlichen Überprüfung absolvieren zahlreiche Heilpraktiker eine Assistenzzeit bei einem berufserfahrenen Kollegen. Zwischen dem Bestehen der amtsärztlichen Überprüfung und der Eröffnung der eigenen Praxis vergehen durchschnittlich ein bis drei Jahre der Vorbereitung auf diesen Schritt in die Selbstständigkeit und Berufsausübung.

Auch für langjährig erfahrene Heilpraktiker stehen Fort- und Weiterbildungen auf dem Programm. So absolvieren Heilpraktiker regelmäßig weitere Ausbildungen in ergänzenden Methoden, um ihre Kompetenz zu erweitern. Dies geschieht durch zum Teil sehr lang dauernde Ausbildungen (z. B. in der TCM, Osteopathie, Homöopathie, Phytotherapie) oder auch durch kürzere Seminare und Vorträge. Diese werden von den Berufs- und Fachverbänden, verschiedensten Instituten oder auch von Pharmafirmen und Geräteherstellern durchgeführt.

Es gibt ein sehr reichhaltiges Angebot an spezieller Heilpraktiker- und Naturheilkunde-Fachliteratur namhafter Medizinverlage sowie an Heilpraktiker-Fachzeitschriften. Bundesweit besteht flächendeckend ein reiches Angebot an Kongressen und Weiterbildungsmöglichkeiten, die von den Heilpraktikerverbänden organisiert werden.

Heilpraktiker kommen durch diese regelmäßige Aktualisierung und Erweiterung ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten ihrer vorgeschriebenen Weiterbildungspflicht nach und qualifizieren sich hierdurch, beispielsweise über das verbandsübergreifende Fortbildungszertifikat für Heilpraktiker (Hrsg. BDH).

Ein Service des BDH